Hannah Schaaij belegt schon seit vielen Jahren Unterricht an der Musikschule Niedergrafschaft. Sie möchte nach dem Abitur auch beruflich musikalisch durchstarten und hat jetzt die Aufnahmeprüfung am ArtEZ- Conservatorium in Enschede/NL bestanden. Im Interview verrät sie uns die Hintergründe und wie der weitere Weg aussehen soll.
Hallo Hannah. Wie kam es dazu, dass du Musik machen wolltest?
Ich habe als Kind schon viel gesungen und mir Lieder ausgedacht. Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie. Mein Vater spielt Klavier und improvisiert auch viel, Mutter singt und hat früher Querflöte gespielt, auch meine Schwester spielt Klavier und singt. Der Opa väterlicherseits hat Musik studiert in Enschede, war Dirigent und hat Klavier- und Orgelunterricht gegeben. Die Uroma von Mutters Seite – haben wir letztens herausgefunden - war Sopranistin und hat mir auch ein Notenbuch gegeben, daraus singe ich im Moment ein Lied, das sie früher auch gesungen hat.
Wie alt warst du, als du anfingst, Musik zu machen?
Ich weiß nicht mehr genau, wie alt ich war, aber als ich 6 Jahre alt war, habe ich eine VTech-Kinderkamera bekommen, damit habe ich schon Melodien und Lieder aufgenommen.
Wie lange bist du schon an der Musikschule Niedergrafschaft – wie viele Fächer und bei wem?
In 2014 bin ich im Chor „Young Experience“ bei Armanda ten Brink an der Musikschule Niedergrafschaft angefangen, in 2016 wechselte ich in ihren Chor „Experience“. Ab 2018 habe ich im Chor „Voices“ von Dominik Grimm gesungen. Dann belegte ich auch Gesangsunterricht, zuerst bei Norma Edens und danach bei Annelies Lamm, ab 2020 Stimmbildung bei Armanda ten Brink. In 2019 habe ich eine SVA (Studienvorbereitende Ausbildung)-Prüfung gemacht, und bestanden. Seitdem belege ich SVA- Theorie bei Peter Sleumer. Dazu kam in 2020 Klavierunterricht bei Birgitta Klein-Goldewijk. Seit Anfang 2022 singe ich erneut im Chor „Experience“ bei Armanda ten Brink.
Auf die Frage, ob es Schwierigkeiten im Unterricht gab bzw. was besonders viel Freude macht, erklärt Hannah, dass für sie immer noch eine große Herausforderung darin besteht, ihre Stimme weiterzuentwickeln. Dieses liegt darin begründet, dass die Stimme ein sehr sensibles Organ ist, das z. B. leicht beeinflussbar von Emotionen ist. Darin muss man sehr viel Fokus und Energie investieren und dabei Druck und Spannung loslassen. Aber mit der Hilfe von Armanda ten Brink sowie ihren Ermutigungen und ihrer Geduld hat sich ihre Stimme schon verbessert. Dieses ist ein laufender Prozess und Hannah arbeitet weiterhin daran, die Stimme zu optimieren.
Hannah berichtet, dass der Unterricht Freude bereitet, wenn man merkt, dass man Fortschritte macht, bzw. feststellt, dass man mehr kann, als man dachte, außerdem die Motivation durch die Lehrkräfte. Für sie ist es auch sehr inspirierend, wenn Lehrkräfte selber etwas vorsingen oder vorspielen. „Einen besonders lustigen Moment gab es bei einer „Jugend-musiziert“- Generalprobe, als ich mit Laurien irgendwie Lachanfälle bekommen habe, während wir das „Ave Maria“ gesungen haben. Aber Armanda fand das nicht so schlimm, sie meinte, es ist gut, dass wir ein bisschen auflockern, und so freier singen“ schildert Hannah.
Wie kam der Wunsch bei dir auf, Musik zu studieren?
Neben Grundschullehrerin - also mit Kindern arbeiten - war Musik das einzige, das ich mir für meine Zukunft vorstellen konnte, wobei ich Musik auch schon als meine Berufung empfinde. Daraus ist nun das Musiklehramt geworden, als Kombination aus beiden.
An welchen Musikhochschulen hast du dich beworben?
Am ArtEZ Conservatorium in Zwolle/NL (Jazz/ Pop) und am ArtEZ in Enschede/NL (Docent Muziek).
Wie hast du dich vorbereitet für die Aufnahmeprüfungen – war es schwer, oder ist es dir leicht gefallen?
Im Bereich der Theoriekenntnisse habe ich mir viel Wissen online angeeignet – z.B. Tonleitern, Intervalle. Das kostet einfach viel Zeit und Energie – zusätzlich zu den Aufgaben für die Schule fand ich das schon schwierig zu koordinieren, weil einem bei beiden sehr viel abverlangt wird. Für Enschede musste ich auch eine Gruppenaufgabe vorbereiten und einüben für „Docent muziek“, damit man auch zeigen kann, dass man in der Lage ist, eine Gruppe zu leiten.
Zum Verlauf der Aufnahmeprüfungen berichtet Hannah, dass in Zwolle das Vorsingen sehr gut lief. Im Bereich Musik-Improvisation allerdings rächte sich die etwas spontane Entscheidung evtl. ein Studium in Richtung Jazz/Pop zu machen und die verhältnismäßig kurze Vorbereitungszeit. Im Endeffekt wurde ihr dort mitgeteilt, dass sie für ein Vorbereitungsjahr zugelassen wäre. Außerdem wurde sie gefragt, ob Jazz/Pop wohl das richtige für sie wäre, da die Kommission den Eindruck hatte, dass sie bei einem Musicallied mehr hervorkam.
In Enschede - erzählt Hannah - verlief die Aufnahmeprüfung über einen ganzen Tag mit Motivationsgesprächen, Gruppenaufgaben, Stimmtest und einer mündlichen Theorieprüfung, zuletzt konnte man das eigene Programm vorsingen. Das Komitee dort war sehr enthusiastisch. Hannah resümiert, dass es Spaß gemacht hat und schon besser passte. Auch Armanda war nach ihrem Anruf sehr stolz.
Auf die Frage, was von all dem, das sie an der Musikschule Niedergrafschaft gelernt hat, ihr während der Prüfung am meisten geholfen hat, meint Hannah: „Eigentlich sind alle Erfahrungen und Entwicklungen, die man hier durchmacht, relevant. Auch das Vertrauen und die Ermutigung durch die Lehrer im Sinne von „zeig, was du kannst“, waren sehr motivierend. Es hilft viel, dass man Vertrauen hat und die Kontrolle loslässt.
Was bedeutet Musik für dich?
Musik bedeutet sehr viel für mich – das ist wohl offensichtlich. Ich weiß nicht genau, es ist wie Therapie für mich. Ich habe das Gefühl, dass ich mich durch Musik verbunden fühle mit mir selbst, mit Gott und meiner Intuition. Sie macht das Leben viel schöner und viel erträglicher. Musik fühlt sich an wie meine Berufung für mein Leben. Ich kann mir auch nicht vorstellen, ohne Musik zu leben, ich weiß nicht, wie mein Leben dann aussehen würde.
Wie stellst du dir die Zukunft vor?
Ich werde „Docent Muziek“ studieren an der Musikhochschule in Enschede/NL, mit dem Hauptfach „Gesang“. Das dauert 4 Jahre. Ich stelle mir vor, in Grundschulen Musikunterricht zu geben, aber auch eigene Chöre zu leiten und Gesangsunterricht zu geben. Gern würde ich auch meine eigene Musik weiterentwickeln, und evtl. Konzerte geben, um sie der Welt zu präsentieren.
Wie hat die Musikschule Niedergrafschaft und das Musikschulteam dich geprägt? Was würdest du am meisten vermissen?
Die Musikschule hat mich sehr gefördert – in meinem Musikweg, dass ich überhaupt das Vertrauen habe, dass ich das kann, weil Musikunterricht in der Schule ist natürlich etwas ganz anderes. Der SVA-Unterricht hat mir z.B. schon sehr geholfen, ein tieferes Verständnis für Musik zu bekommen. Auch Gesangs- und Klavierunterricht in klassischen Bereich haben dazu beigetragen, Musik auch tiefergehend zu verstehen, das finde ich sehr wertvoll.
Was ich am meisten vermissen werde, sind denke ich die Menschen, also allgemein die Lehrer und die Schüler, die alle sehr lieb sind.
Und vielleicht noch ein Fun Fact sozusagen, als ich in 2014 im Chor von Armanda gesungen hab, da haben wir bei einem Konzert auch „Dona nobis pacem“ gesungen und das haben wir neulich beim Konzert auch wieder gesungen – das ist schon lustig!
Vielen Dank für das Interview, Hannah.
Musikschulleiter Boyan Karanjuloff freut sich über die Entwicklung von Hannah und berichtet: „Das ist eine der vielfältigen Aufgaben einer Musikschule – die Früherkennung von Talenten und deren Förderung. Hannahs Fall zeigt, wie mehrere Lehrkräfte unterschiedlicher Fachbereiche über Jahre eng miteinander gut zusammengearbeitet haben. Nun hat Hannah im ersten Anlauf die Aufnahmeprüfung bestanden. Nach dem Studium möchte sie an einer Grundschule unterrichten. Das verdeutlicht die Tatsache, dass ohne Musikschulen keine Musiklehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen vorhanden wären, weil nur Musikschulen die langjährige studienvorbereitende Ausbildung leisten können.
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